Literatur über Stan Laurel & Oliver Hardy
Das Internet ist eine gute Sache, wenn es um einen schnellen Einstieg in eine Materie geht. Wer aber ein Themengebiet wirklich vertiefen möchte, ist auch heute - oder gerade heute! - mit etwas Literatur auf dem richtigen Weg. Zu Stan Laurel und Oliver Hardy gibt es eine Reihe exzellenter Bücher mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Folgenden sollen einige Werke aus dem deutschen Sprachraum kurz gewürdigt und eingeordnet werden. Den Abschluss bildet eine Liste weiterer Veröffentlichungen.
Sven Hanuschek, 2010: "Laurel und Hardy: Eine Revision"
Ein Buch, das durch eine ausgefeilte Mischung aus Fakten, Vertiefung und Bewertung besticht. Sven Hanuscheks Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Werk von Stan Laurel und Oliver Hardy. Gleichwohl lässt er interessante Fakten zu ihrem Leben jenseits der Kamera immer wieder einfließen.
Der Autor bewertet und ordnet ein. Kenner werden viele Fakten über das Duo sicherlich schon einmal aufgeschnappt haben. Der Autor geht ein deutliches Stück weiter. Und macht das mit Augenmaß. So wird nicht einfach eingestimmt in den bekannten Tenor "Nach der Hal Roach-Zeit kamen nur noch schlechte Filme.", sondern etwas differenzierter geschaut. Man erfährt beispielsweise, dass Oliver Hardy "Jitterbugs", einen der späteren Filme, auf der persönlichen Favoritenliste auf Platz vier einstufte.
Der Autor verfällt für einige prägnante Werke in detaillierte Beschreibungen der Abläufe und Gags. Wer die entsprechenden Filme sehr gut kennt, hat seine wahre Freude daran. Nun muss man aber auch ganz klar festhalten, dass sich die Bewertung des Buches rasch ändern kann, wenn man es aus einer anderen Erfahrungs- und Erwartungswelt liest. So werden die detaillierten Filmbeschreibungen nicht jeden begeistern. Dem einen oder anderen könnte auch die Bewertung schon wieder zu weit gehen. Das ist alles sehr geschmacksabhängig.
Zu empfehlen ist das Werk ohne Bedenken jedem Kenner oder Fan des Komiker-Duos. Für den Einstieg in die Materie ist es tendenziell weniger gut geeignet.
Rainer Dick, 1995: "Laurel & Hardy - Die größten Komiker aller Zeiten"
Das Werk von Rainer Dick hat bereits den perfekten Einstieg: Ein Vorwort der L&H-Synchronisationslegende Hanns Dieter Hüsch. Was dann folgt, ist für Kenner, Fans und Einsteiger bestens geeignet. Man erfährt jede Menge über das Leben der beiden Komiker und ihr filmisches Schaffen. Hierbei werden auch einige prägnante Nebendarsteller des Duos näher betrachtet und gewürdigt. Rainer Dick berichtet aber nicht nur über Fakten, sondern bringt geradezu philosophische Ansätze der Betrachtung des Werks von Stan Laurel und Oliver Hardy. Den Abschluss bildet eine Filmografie über alle Filme des Duos sowie über ihre jeweiligen Solo-Werke. Das Buch von Rainer Dick darf im Grunde in keiner Sammlung eines Fans des Duos fehlen.
Harry Hoppe, 1994: "Laurel & Hardy - Life & Magic"
Das im Din-A4-Format erschienene Werk von Harry Hoppe ist eine bebilderte, zweisprachige Hommage an Leben und Werk von Stan Laurel und Oliver Hardy. Es enthält recht wenig Text, dafür aber jede Menge faszinierende Fotografien aus dem Leben und dem Werk des Duos. Den Abschluss bildet eine Filmografie, die sich auf einige wenige Fakten der Filme konzentriert. Harry Hoppes Werk wird für den Kenner keine wirklich neuen Fakten oder Einblicke enthalten. Es ist aber ein guter, liebevoll zusammengestellter Einstieg in die Materie.
Norbert Aping, 2004: "Das Dick und Doof Buch"
Das mehr als 500 Seiten starke Werk von Norbert Aping verdient eine besondere Erwähnung und Würdigung. Es gibt keine zweite so ausführliche und detaillierte Betrachtung des filmischen Schaffens des Komiker-Duos aus der Sicht des deutschen Sprachraums. Für Menschen, die mit der Serie "Zwei Herren Dick und Doof" aufgewachsen sind, ist es definitiv Pflichtlektüre. Aber auch für zu spät Geborene, die einfach mehr wissen möchten über die Darbietung der Filme des Duos auf dem deutschen Markt, ist es das perfekte Nachschlagewerk. Wer das Buch nach alter Tradition von vorne bis hinten systematisch durchliest, könnte die schiere Masse an Fakten und Filmbeschreibungen als etwas erschlagend empfinden. Aber das Lesen ist eine reine Freude, auch weil die Texte durch zahlreiche Fotos und Screenshots aus den Filmen aufgelockert werden. An vielen Stellen hat man das dringende Bedürfnis, den gerade beschriebenen Film wieder anzuschauen. Kurzum: Auch das Werk von Norbert Aping darf in keinem Bücherregal eines Fans des Duos fehlen.
John Connolly, 2018: "Stan" (Roman)
Die Geschichte Stan Laurels in Form eines Romans? Das hört sich neu, geradezu innovativ an. Und ja, der Erzählstil dieses Buches ist interessant. Geschichte wirkt auf diese Weise etwas lebhafter, anders erlebbar als über ein Sachbuch oder eine Dokumentation. Wenn da nur nicht diverse "Aber" wären.
An vielen Stellen des Buches hat man den Eindruck, dass es zumindest auch um eine Abrechnung mit Charles Chaplin geht. Die Wege von Stan und Chaplin haben sich gekreuzt und die Existenz Chaplins war für Stans Lebensweg nicht unbedeutend. Aber Chaplin nimmt in diesem Roman etwas viel Raum ein.
Der Roman enthält nicht wirklich Neues. Und was er an Dialogen zwischen den vorkommenden Charakteren aufbietet, lässt einen den Wahrheitsgehalt hinterfragen. Ein Roman ist diesbezüglich freier als ein Sachbuch und enthält auch kein Quellverzeichnis.
Der gewichtigste Kritikpunkt ist aber die Sprache des Autors. Es ist - gelinde ausgedrückt - etwas überraschend, in welcher Quantität das unsägliche F-Wort der amerikanischen Sprache in dieses Buch über einen der größten Komiker der Filmgeschichte gelangen konnte. Will sich der Autor an einen zweifelhaften Zeitgeist der Verrohung der Sprache anbiedern und dabei bei einer bestimmten Zielgruppe punkten oder liegt es am Autor selbst? Das sind Fragen, die ich mir während der Lektüre regelmäßig gestellt habe. Die Wortwahl wirkt auf mich jedenfalls streckenweise widerwärtig, primitiv, peinlich und unangemessen.
Das Buch wirbt im Klappentext mit Einschätzungen zweier Zeitungen der Art "unwiderstehlich" und "süchtig machend". Mein Eindruck war eher, dass sich Stan im Grabe umdrehen würde, wenn er dieses Buch in die Hand bekäme. Für mich als Leser war es streckenweise eine Qual - und ein großes Ärgernis über Autor und Buchkauf zugleich.
Weitere Literatur über Stan Laurel und Oliver Hardy
- John McCabe, 1961: "Mr. Laurel and Mr. Hardy - An Affectionate Biography" (Englisch)
- John McCabe, 1974: "The Comedy World of Stan Laurel" (Englisch)
- Randy Skretvedt, 1987: "Laurel and Hardy: The Magic Behind The Movies" (Englisch)
- John McCabe, 1990: "Babe: The Life of Oliver Hardy" (Englisch)
- A.J. Marriot, 1993: "Laurel & Hardy - The British Tours" (Englisch)
- Christian Blees, 2005: "Laurel & Hardy - Mehr als Dick und Doof" (Hörbuch)
- Christian Blees, 2014: "Alles, was Sie über Laurel & Hardy wissen müssen"
- Randy Skretvedt, 2016: "Laurel and Hardy: The Magic Behind The Movies" (Überarbeitete und erweiterte Neuauflage, Englisch)
- Michael Ehret, 2017: "Laurel and Hardy: Spot on"! (Buch über ihre Theatertour 1952 plus CD mit bis dato unveröffentlichten Tonaufnahmen)
Sollten Sie ein Werk über Stan Laurel und Oliver Hardy hier vermissen, schreiben Sie mir gerne über die unter Kontakt genannte E-Mail-Adresse. Ich nehme weitere Literaturhinweise gerne auf.