Existenzgründer
Stan und Ollie geben in ihren Filmen zahlreiche Beispiele unermüdlichen Unternehmertums. Ob mobiler Weihnachtsbaumverkauf, Straßenmusik, Transportlogistik, Fischverkauf, Schornsteinreinigung, Frisörgeschäft, Elektrikfachhandel oder Mausefallenverkauf - sie versuchen alles. Dabei sind sie nicht gerade vom Glück verfolgt und landen regelmäßig hart auf dem Boden der Realität. Aber sie stehen immer wieder auf und folgen mit unerschütterlicher Zuversicht einer neuen Idee. In diesem Sinne sind sie Vorreiter einer Existenzgründungsmentalität amerikanischer Prägung. Das Scheitern ist kein Makel und schon lange nicht das Ende. Frei nach Sepp Herberger: "Nach der Idee ist vor der Idee."
Im Folgenden sollen einige prägnante Ausflüge der Herren Stan Laurel und Oliver Hardy ins Unternehmertum kurz beleuchtet werden.
1928: Unfreiwillige Straßenmusikanten
In "You're Darn Tootin'" führt der Weg der beiden Herren unfreiwillig in die Selbstständigkeit. Nachdem die beiden Musiker vom Orchesterchef gefeuert wurden, drückt ihnen ihre Herbergsmutter die Musikinstrumente in die Hand, um sich als Straßenmusikanten die Miete zu verdienen. Das führt aber nicht zu einem mit Münzen prall gefüllten Hut, sondern zu einer Schienbeintritt-Orgie mit Passanten und Polizei.
1929: Mobiler Weihnachtsbaumverkauf
In "Big Business" versuchen Stan und Ollie unter der Sonne Kaliforniens, Weihnachtsbäume an der Haustür zu verkaufen. Erst bleiben die Verkäufe aus. Schließlich mündet ein Verkaufsgespräch mit James Finlayson in eine ultimative Gewaltorgie, der Haus, Garten, Auto, Verkaufsware und Kleidung zum Opfer fallen.
1930: Comeback als Straßenmusikanten
In "Below Zero" gehen Stan und Ollie ihrer Mission als Straßenmusikanten trotz klirrender Kälte nach. Leider ist ihre Standortwahl unmittelbar neben einem Heim für Taubstumme nicht optimal. Und andere Anwohner fühlen sich belästigt. Recht bald fliegen die ersten Schneebälle. Und wenige Augenblicke später sind die Instrumente der beiden Musiker zerstört.
1932: Klaviertransporteure
1931 haben Stan und Ollie eine Transportfirma gegründet, die "Laurel & Hardy Transfer Co.". Ein Jahr später sollen sie in "The Music Box" ein elektrisches Klavier ausliefern, eine Überraschung für Professor Theodor von Schwarzenhofen von dessen Gattin. Das Ziel scheint nur über eine schier unendlich lange Treppe erreichbar. Nach diversen Zwischenfällen endlich oben angekommen, müssen sie nicht nur feststellen, dass es eine direkte Zufahrt zum Haus gab. Sie demolieren bei der Zustellung Teile des Hauses und müssen schließlich mit ansehen, wie der Hausherr mit einer Axt zeigt, wie sehr er Pianos hasst. Mit dem Eintreffen der Gattin scheint sich alles in Wohlgefallen aufzulösen. Ollie reicht dem Professor mit dem Motto auf den Lippen "service with a smile" einen Füller für die Empfangsbestätigung. Das hätte er besser nicht getan...
1932: Fischverkäufer mit neuer Strategie
In "Towed In A Hole" sind Stan und Ollie mobile Fischverkäufer. Während einer Verkaufsfahrt kommt Stan die Idee, den Profit zu steigern, indem sie den Fisch selbst fangen. Ollie ist erstaunt, dass diese glänzende Idee nicht von ihm stammt. Die Renovierungsarbeiten der beiden Geschäftsleute am eigenen Boot verlaufen aber nicht reibungsfrei. Am Ende ist nicht nur das Boot zerstört, sondern auch ihr Verkaufsauto. Es ist wieder Zeit für einen Neuanfang.
1933: Schornsteinfeger mit Hang zum Ungeschick
Stan und Ollie sind in "Dirty Work" als Schornsteinfeger im Haus eines verrückten Erfinders aktiv. Ihr Ungeschick ist immens. Schwarzer Kohlestaub und fliegende Backsteine sind stete Begleiter ihres Schaffens. Zunächst gut, dass der verrückte Hausherr zu sehr in seine Erfindung vertieft ist, um das Chaos wahrzunehmen. Aber schon bald wird Ollie unfreiwillig in ein kurioses Experiment verstrickt, das sein Dasein als Schornsteinfeger vorerst enden lässt.
1934: Frisörsalonbetreiber mit neuer Geldidee
Stan und Ollie sind in "Oliver The Eighth" Betreiber eines Frisörsalons, die sich danach sehnen, eines Tages nicht mehr so hart arbeiten zu müssen. Das Heiratsinserat einer gut situierten Witwe gibt ihnen genau diese Aussicht. Die Wahl der Witwe fällt tatsächlich auf Ollie. Aber unglücklicherweise nur, weil die Dame darauf spezialisiert ist, einen "Oliver" nach dem anderen ins Jenseits zu befördern. Als sich die Klinge Ollies Hals nähert, wacht er schweißgebadet aus diesem Alptraum auf, in den er auf dem Rasierstuhl gefallen war.
1935: Mobiler Weihnachtskartenverkauf
In "The Fixer Uppers" sehen wir Stan und Ollie recht kurz als mobile Weihnachtskartenverkäufer in Aktion. In ihrer grenzenlosen Professionalität versuchen sie sogar, einen Volltrunkenen für ihre Ware zu begeistern. Eine Tür weiter stoßen sie auf eine verzweifelt wirkende Dame. Um ihr zu helfen, lässt sich Ollie dazu überreden, den Gatten der schluchzenden Dame eifersüchtig zu machen. Als der Schwindel auffliegt, wird es ungemütlich für Ollie.
1935: Elektrofachhandel in humorloser Nachbarschaft
In "Tit For Tat" eröffnen Stan und Ollie ein Geschäft für Elektroartikel. Ihr Geschäftsnachbar ist ausgerechnet ein humorloser Geselle, mit dem sie zuvor an einem Campingplatz aneinandergeraten sind. Der Nachbar ist äußerst nachtragend. Es kommt zum persönlichen, überaus einfallsreichen Schlagabtausch. Dabei vernachlässigen Stan und Ollie ihr Geschäft und bemerken nicht, dass sie peu à peu ausgeraubt werden.
1938: Mausefallenverkauf in den Schweizer Alpen
Stan und Ollie sind in "Swiss Miss" Mausefallenverkäufer, die sich im Land des berühmten Schweizer Käse mehr Verkaufspotenzial für Mausefallen versprechen. Das stellt sich als Irrtum heraus. Als doch noch ein Käufer erscheint, der ihnen alle Fallen abkauft, lassen sie sich Falschgeld andrehen. Unglücklicherweise feiern sie ihren vermeintlichen großen Deal mit einem üppigen Mahl, das sie schließlich nicht bezahlen können. Fortan müssen sie die Zeche in der Küche des Restaurants bei einem äußerst humorlosen Chefkoch abarbeiten.
1943: Betreiber einer Tanzschule
In "The Dancing Masters" zeigen uns Stan und Ollie als Betreiber einer Tanzschule, wie beweglich sie auch im Alter noch sind. Nebenbei verhelfen sie einer ihrer Schülerinnen zum Liebesglück und lassen sich trotz ihres Ungeschicks auch nicht von Gangstern aufhalten. Lediglich Ollie liegt am Ende mit einem gigantischen Gipsbein im Krankenhaus.
1943: Zum Abschluss wieder Musikanten
Gegen Ende ihres filmischen Schaffens sind Stan und Ollie wieder als Musikanten unterwegs. In "Jitterbugs" geht ihrer Geschäftszentrale bzw. dem Wohnmobil der Sprit aus. So geraten sie an einen Schwindler, der ihnen eine Pille anbietet, die angeblich Wasser in Benzin verwandelt. Als sie die Pille in der Stadt anpreisen und damit auffliegen, hilft ihnen ausgerechnet der falsche Erfinder. Dessen Liebesgeschichte findet dank Stan, Ollie und der Pille ein Happy End.